
© Hamburger Abendblatt/Marcelo Hernandez
Aus unserer Haut können wir nicht heraus. Sie bestimmt, wie wir uns fühlen – und wie wir andere sehen. Die Haut ist unser größtes Organ. Sie besteht aus 2 Milliarden Hautzellen, wiegt im Schnitt zehn Kilogramm und schützt uns vor unerwünschten Eindringlingen. Sie liefert uns lebensnotwenige Informationen über die Umwelt. 200000 Nervenenden messen Kälte, 40000 registrieren Wärme, 2 Millionen melden Druck, Schmerz und Juckreiz ans Gehirn und zwei Millionen Schweißdrüsen halten unseren Wärmehaushalt im Gleichgewicht. Neben diesen medizinischen Fakten sei Haut für unser Wohlbefinden und unser Miteinander wichtig. „Berührung ist so wichtig wie das Atmen“, betonte Professor Schneider in seinem Vortrag. Wie wichtig zeige sich daran, dass Neugeborene unbedingt Streicheleinheiten brauchen, damit sich ihr Gehirn gut entwickelt.
Dabei vollbringen nicht nur die menschlichen Hautzellen diese für uns lebensnotwendige Leistung. Vielmehr haben sie tatkräftige Helfer: Mikroorganismen. Sie siedeln auf unserer Haut. Doch wie viele Keime sind das? Sind es so viele Keime, wie Menschen in Hamburg leben? Sind es so viele, wie in Europa leben? Sind es so viele, wie auf der Erde leben? Also 7,6 Milliarden. Oder sind es gar 100-Mal so viele wie die Erdbevölkerung? Das wären 760 Milliarden! Diese Frage stellte Professor Schneider und die Teilnehmenden konnten sich per Handy entscheiden. Die Mehrheit wählte die letzte Antwort – und lag damit goldrichtig. In der Tat siedeln durchschnittlich 760 Milliarden Keime auf unserer Haut. „Diese Bakterien schützen uns vor krankmachenden Keimen und sorgen so dafür, dass unsere Haut gesund bleibt“, erläuterte der Hautarzt. So verwundert es nicht, dass auch beim Küssen Bakterien übertragen werden. Eine Studie, in der die Länge des Kusses genau definiert worden war, zählten die Forschenden 80 Millionen Bakterien, die ausgetauscht werden. Mit mikrobiologischen Methoden wäre es also denkbar, die Partnerin oder den Partner eines „heimlichen Kusses“ herauszufinden. „Denn das Mikrobiom ist für jeden Menschen so typisch wie ein Fingerabdruck“, kommentierte Professor Schneider.
Neben schönen Gefühlen kennt jeder leider auch Juckreiz. „Statistisch betrachtet, leidet jeder 4. Hamburger im Verlauf seines Lebens an Juckreiz“, so der Dermatologe und ergänzte: „Akuten Juckreiz könne man gut behandeln. Bei chronischem Juckreiz, also wenn die Haut länger als sechs Wochen keine Ruhe gibt, es das schwieriger.“

Neben Schuppenflechte können auch Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Hautkrebs, blasenbildene Erkrankungen, Allergien, Parasiten oder trockene Haus einen chronischen Juckreiz auslösen. Aber der Juckreiz kann auch ein Hinweis auf eine Erkrankung der Leber, Niere oder des Blutes sein. Er kann im Zusammenhang mit Diabetes und Nervenerkrankungen auftreten, durch Medikamente oder Psychiatrische Erkrankungen ausgelöst werden. „Daher ist eine sorgfältige Abklärung der Ursachen wichtig, um die richtige Therapie zu entwickeln“, unterstrich der Arzt. „Es gilt die Ursachen zu behandeln.“
Ein großer Durchbruch gegen Schuppenflechte (Psoriasis), die mit massivem Juckreiz einhergeht, gelang vor nunmehr 15 Jahren. Professor Schneider, damals noch Assistenzarzt in Münster, erlebte ihn hautnah. „Einer 24 Jahre alten Patientin, die seit ihrem siebten Lebensmonat unter Schuppenflechte litt, gaben wir damals eine Infusion, die ein neues Medikament aus der Gruppe der sogenannten Biologicals enthielt. 24 Stunden nach Beginn der Infusion war die Schuppenflechte deutlich zurückgegangen. Bis heute ist die Frau, die immer noch geringe Dosen dieses Medikaments erhält, beschwerdefrei.“ Bei Neurodermitis warte man immer noch auf so eine wirksame Behandlung, es gäbe aber Fortschritte.

Deutliche Fortschritte gibt es bei der Behandlung von Hautkrebs. Der „weiße Hautkrebs“, an dem pro Jahr etwa 12.000 Hamburgerinnen und Hamburger erkranken, kann durch einen operativen Eingriff oftmals gut behandelt werden. Hingegen gab es beim „schwarzen Hautkrebs“, wenn er bereits gestreut hatte, über Jahrzehnte keine Behandlungsmöglichkeit. „Bis 2011 hatten die meisten Menschen nach der Diagnose noch sieben bis neun Monate zu leben. Das war immer tragisch. Und dann kam etwas Unglaubliches, die Immuntherapie“, erzählte Professor Schneider. „Mit ihrer Hilfe können Erkrankte immerhin zwei Jahre überleben. Vielleicht auch länger, noch haben wir diese Medikamente, die die körpereigene Abwehr stimulieren, ja erst sieben Jahre.“
Die Besucherinnen und Besucher erfuhren danach an den Mitmach- und Informationsstationen auf dem „Markt der Gesundheit“ noch viel Neues über ihre Haut. Auch wie sie in Schwung halten, gesund ernähren und richtig behandeln. „Von der Haut aus kann man die Seele pflegen“, wusste schon der Arzt Carl Ludwig Schleich. (ang)
Öffentliche Berichterstattung:
Hamburger Abendblatt:
https://www.abendblatt.de/hamburg/article216167239/Mit-neuen-Medikamenten-gegen-Schuppenflechte.html
Unsere Experten in den Medien:
NDR Visite – Das Gesundheitsmagazin des NDR:
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Cholestatischen-Juckreiz-behandeln,juckreiz118.html