Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsbehörde (WHO) angesichts der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 den Eintritt einer Pandemie, also die weltweite Ausbreitung einer neuen Infektionserkrankung mit hohen Erkrankungszahlen und teilweise auch schweren Verläufen. Am 25. März stellte der Deutsche Bundestag „eine epidemische Lage von nationaler Tragweite“ fest. Die erste Infektion war am 27. Januar dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin gemeldet worden. Heute (17.3.2021, RKI-Zahlen) sind mehr als zweieinhalb Millionen Menschen (2.585.385) erkrankt, 73.701 Menschen verstorben und 2.377.584 Menschen genesen. Auch, weil die Intensivmedizin sie beim Heilen erfolgreich unterstützen konnte.
„Wir konnten uns auf die erste Welle gut vorbereiten, denn wir konnten aus den Entwicklungen in lernen“, sagte Professor Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE. Hinzu kommt, dass Deutschland mit 33,9 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner weltweit die meisten Intensivbetten hat.

Gleichwohl starben in den Krankenhäusern 22 Prozent – und auf den Intensivstationen kletterte die Zahl bei den Schwerkranken auf mehr als 50 Prozent. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. „2020 wurden 172.248 Behandlungsfälle mit COVID-19 behandelt, 36.305 davon auf Intensivstationen – knapp die Hälfe, nämlich 47 Prozent, mussten beatmet werden, denn wir sahen, dass das neue Coronavirus zu schweren Lungenentzündungen führen kann“, berichtet Professor Kluge.
„Das Erste ist immer die Sauerstofftherapie, bei der die Patienten durch die Nase mit Sauerstoff angereicherte Luft aufnehmen“, erläutert Professor Kluge, der gemeinsam mit Kolleg:innen die aktuellen Leitlinien zur stationären Betreuung von COVID-19-Patient:innen verfasst hat. Bessert sich der Zustand nicht, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden. So kann hoch konzentrierter, angewärmter und angefeuchteter Sauerstoff über spezielle Nasenbrillen gegeben werden, eine andere Form der Atmungsunterstützung ist die Maskenbeatmung. Erst wenn diese Verfahren nicht mehr helfen, muss eine mechanische Beatmung erfolgen.
„Wir können heute länger damit warten“, so Professor Kluge, „weil wir mehr über den Verlauf der Krankheit wissen und weil wir uns nicht mehr so sorgen müssen, dass unser Personal sich ansteckt.“ Zu Beginn der Pandemie hatte es die Befürchtung gegeben, dass sich das Personal gehäuft ansteckt.
Der Einsatz von Medikamenten wird in zahlreichen Studien untersucht. „Die Therapie schwerer Krankheitsverläufe ist komplex und erst wenige Therapieansätze haben sich in klinischen Studien als wirksam erwiesen. Dazu zählen Kortison-Präparate“, sagt Professor Kluge, der hofft, dass es bald gutverträgliche Wirkstoffe gibt. Und auf eine Komplikation haben die Mediziner ein genaues Augenmerk: Auf die Gefahr von Embolien. „Die Obduktionen, die hier in Hamburg gemacht wurden, haben dieses Risiko für Erkrankte, schon früh aufgezeigt, so dass wir handeln konnten.“
Eine Konsequenz aus der Corona-Pandemie bittet der Mediziner die Menschen unbedingt zu ziehen. „Bitte sorgen Sie rechtzeitig dafür, dass wir einen kompetenten Ansprechpartner haben, also verfassen Sie eine Vorsorgevollmacht. Und sprechen Sie mit dem dort eingesetzten Menschen darüber, welche Behandlung Sie wünschen – und welche nicht. Wenn Sie eine Patientenverfügung verfassen, dann bitte so konkret wie möglich.“ Eine Studie des UKE, an der 1004 Intensivpatienten befragt wurden, zeigt, dass nur 38,6 Prozent eine Vorsorgevollmacht und nur 29,4 Prozent eine Patientenverfügung verfasst hatten. Im Krankenhaus lagen davon gerade einmal 23 Prozent noch vor. (angela grosse)
