Zweifellos mehr. Doch offenbar nicht genug, um die Pandemie wirksam einzudämmen. Denn die Infektionszahlen steigen – auch in Hamburg. „Vor allem die sogenannte britische Variante des Virus, die viel ansteckender ist als die ursprüngliche Form, treibt diese Entwicklung voran. Im Februar 2021 gab es 77 Fälle in Deutschland. Am 7. März dieses Jahres waren es 4431 und nur eine Woche später waren es bereits 7396. Die Kurve geht steil nach oben – und damit auch die die schweren Verläufe und auch Todesfälle“, sagte Professorin Dr. Nicole Fischer in ihrem Vortrag zum Auftakt der COVID-19 Schwerpunktwoche. Die Virologin leitet am UKE die Arbeitsgruppe „Molekulare und Diagnostische Virologie“. Sie kennt dieses Virus in allen seinen Varianten, die bis heute aufgetreten sind. Mehr als 800.000 Sequenzen und 50.000 einzelne Mutationen sind in internationalen Datenbanken registriert – nahezu stündlich kommen neue dazu.
Dazu leisten gerade Hamburger Forschende einen großen Beitrag. Gemeinsam mit Kollegen des Heinrich-Pette-Instituts überwacht Professorin Fischer seit dem Beginn der Pandemie das Virus und seine Mutationen. Sie analysieren mit modernsten Methoden das Erbgut der Krankheitserreger.
Wie jedes Virus verändert auch SARS-Cov-2, so der offizielle Name, mit der Zeit sein Erbgut. Denn das Virus verfolgt ein Ziel: Möglichst viele Menschen zu infizieren, um sich möglichst rasch zu vermehren. „Es mutiert nicht so schnell wie beispielsweise Influenza-Viren. Aber weil es so viele Menschen befällt, treten gleichwohl zahlreiche neue Mutationen auf.“ Und so entwickeln sich zufällig neue Varianten, die in ihren Eigenschaften verändert sind. Und das stellt uns vor neue Herausforderungen. Die Antworten liefern Virusjäger.

Ihre Arbeit ist nötig, damit auch diese veränderten Viren mit Tests sicher erkannt, unser Immunsystem durch Impfstoffe wirksam aktiviert und Therapien sinnvoll gestaltet werden können. Das Frühwarnsystem hilft, besser durch diese Pandemie zu kommen. „Wir können frühzeitig möglicherweise sich schnell verbreitende Varianten erkennen und diese dann melden, so dass sich Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft und Politik auch darauf einstellen können.“
Im Fokus stehen derzeit die sogenannten britische, südafrikanische und brasilianische Varianten, die alle sehr kryptische wissenschaftliche Bezeichnungen tragen. Sorgen bereitet den Forschenden insbesondere die britische Variante. „In Hamburg ist sie inzwischen für 90 Prozent der Infektionen verantwortlich“, weiß Prof. Fischer. Und ein (rechnerischer) Blick in die Zukunft zeigt, wenn die Infektionsketten nicht wirksam unterbrochen werden können, dann werden die Zahlen an Erkrankten und Toten in schwindelerregende Höhen steigen – und zwar auch unter jüngeren Menschen.
Doch so muss es nicht kommen. Das war die gute Botschaft des Abends. Mit Abstand, Hygiene, Masken, Lüften und häufigem Testen in Schulen und Kindergärten – gern zwei-bis dreimal die Woche – können wir diese Entwicklung verhindern. „Wenn jeder Infizierte deutlich weniger als einen Menschen ansteckt, dann können wir einen guten Sommer erleben.“
Zudem dämmt dieses Verhalten die Ausbreitung der sogenannten brasilianischen und südafrikanischen Varianten ein, die noch eher selten auftreten. Diese zeichnen sich durch Veränderungen aus, gegen die unsere bisherigen Impfstoffe keinen vollständigen Schutz liefern und sie sind schlechter zu behandeln.
Resümee: AHA-L-Regeln beachten und testen, testen, testen! (angela grosse)