„Wer die Nieren versteht, versteht die Welt – und wer die Welt versteht, versteht die Nieren. Denn sie erzählen die biologische Geschichte des Menschen“, sagte Professor Tobias B. Huber zu Beginn seines Vortrages und setze sofort zu einem Schnelldurchgang durch die Geschichte des Lebens seit dem Urknall an. Der Nierenexperte (Nephrologe) ist Direktor der III. Medizinischen Klinik am UKE – seine Begeisterung für diese Multitalente wirkte ansteckend.

Die Nieren sind für den Menschen so wichtig, weil sie das innere System konstant halten. So entgiften sie das Blut. Jede Minute reinigen sie 1,2 Liter Blut, alle fünf bis sechs Minuten waschen sie die gesamte Blutmenge einmal durch. Täglich geschieht das 300- bis 350-Mal. „Bis zu 3000 Liter durchströmen die Nieren jeden Tag unseres Lebens“, so der Nephrologe. Kein Wunder, dass die Nieren das am besten durchblutete Organ unseres Körpers sind.
Doch sie entgiften nicht nur das Blut. Die Nieren balancieren auch unseren Wasserhaushalt so aus, dass wir stets mit Flüssigkeit versorgt sind, ohne dass sich Wasser einlagert oder wir in Atemnot geraten. Sie halten Mineralstoffe wie Natrium und Kalium im Gleichgewicht und damit unseren Säure- und Basenhaushalt. Sie aktivieren das Vitamin D, das wiederum die Mineralien Kalzium und Phosphat reguliert, und sorgen so für starke Knochen. Und sie bilden Hormone wie Erythropoetin – bekannt aus dem Doping beispielsweise von Radfahrern – und steuern so die Produktion von roten Blutkörperchen. Das garantiert, dass wir ausreichend Sauerstoff aufnehmen und durch den Körper transportieren können. Und das alles leisten sie ganz im Stillen, ohne jeden Aufhebens. „Die Nieren halten sich für das Gehirn des Körpers, denn sie tun das alles ganz von allein“, schmunzelte Prof. Huber.
Die Kläranlage des Körpers bilden die etwa zwei Millionen filigrane Röhrchen, die Nephrone. Fein säuberlich trennen sie aus dem Blutstrom die Stoffe, die wieder verwertet werden können, von denen, die unbedingt aus dem Körper ausgeschieden werden müssen. „An die hochpräzise Filterleistung der Nieren kommt bislang kein künstlicher Filter und keine Technik heran“, betonte der Nierenexperte.
Würde man die Nierengefäße aneinander legen, so kämen 5000 Kilometer dabei heraus. Dabei sind die beiden Nieren, deren Form an zwei dicke, rotbraune Bohnen erinnert, zusammen nur etwa 300 Gramm schwer und jeweils etwa neun bis zwölf Zentimeter lang, vier bis sechs Zentimeter breit und drei bis fünf Zentimeter dick. „Erst wenn die Nieren ihren Dienst versagen, merken die Menschen, dass etwas nicht stimmt“, so der Mediziner. Fünf bis zehn Prozent der Menschen haben eine eingeschränkte Nierenfunktion, die meisten stört das weiter nicht. Denn wir haben nicht nur zwei Nieren, „wir haben auch die 4-fache Menge an Gewebe, das wir zum Überleben brauchen“, sagte Prof. Huber. Die Natur habe also ziemlich viel investiert, damit wir gesund leben können. Deshalb könnten Menschen auch eine Niere spenden.
Woran Nierenerkrankungen zu erkennen sind, das erfuhren die Besucherinnen und Besucher nicht nur im Vortrag. Auf dem anschließenden „Markt der Gesundheit“ konnten sie die Untersuchungstechniken selbst erkunden. „Was tut ein Nephrologe?“ lautete die Station, wo jede und jeder Untersuchungstechniken wie Urinsticks aber auch Biopsie erproben und die Ergebnisse auf einem Untersuchungsprotokoll notieren konnte.
„Sticks zum Testen des Urins helfen immer schnell weiter und geben wichtige Hinweise“, hatte zuvor Prof. Huber erläutert. Denn der Urin ist der Spiegel in die Niere.
Damit die Nieren gesund bleiben, lautete der Rat schlicht: Nicht rauchen, Gewicht im Normalbereich halten, wenig Alkohol, Vorsicht bei Medikamenten, viel Bewegung und mediterane Kost.
Und wie viel soll man trinken? Zwei maximal drei Liter Flüssigkeit braucht der Körper, diese kann aus Getränken und aus der Nahrung stammen, lautete die Antwort. (ang)