Gehen, tanzen, laufen, springen, schwimmen – das Kniegelenk ermöglicht uns ein bewegtes Leben, aber nur, wenn wir uns bewegen! „Das Knie ist das komplexeste Gelenk und leistet unglaublich viel“, sagte Professor Karl-Heinz Frosch. Wir können das Knie völlig gerade durchstrecken oder um 150 Grad beugen. Und ein leicht gebeugtes Knie lässt sich zudem noch nach außen und innen verdrehen – ohne dass die Bänder reißen. Die Knie federn bei jedem Schritt unser Körpergewicht ab und halten kurzfristig eine Belastung von bis zu eineinhalb Tonnen aus. Vorausgesetzt der Knorpel, der „Stoßdämpfer“ im Gelenk, ist intakt.
Entscheidend für die Kniegesundheit ist die Kindheit. „Kinder, die sich viel bewegen, bauen mehr Knorpel auf, als die Kinder, die ständig herumsitzen“, erläuterte der Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. „Somit dauert es länger, bis ihr Knorpel verbraucht ist.“ Denn sind wir einmal ausgewachsen, wird auch kein Knorpel mehr gebildet. Wir leben dann von der Substanz.

Gleichwohl kann und sollte man den Knorpel pflegen! „Knorpel muss ständig bewegt werden“, so der Knieexperte. Der Grund: Der Knorpel, der zu 70 Prozent aus Wasser und zudem aus Knorpelzellen und Kollagenfasern besteht, hat keine Blutgefäße. Er wird somit nicht direkt versorgt. Vielmehr bezieht er seine Nahrung aus der Gelenkflüssigkeit.
Wann immer wir das Knie belasten, wird der Knorpel zusammengepresst und Flüssigkeit entweicht. Wenn wir schlafen, saugt sich der Knorpel wie ein Schwamm mit der nahrhaften Gelenkflüssigkeit voll. Bewegen wir uns nicht ausreichend, „verhungert“ der Knorpel.
Wie entscheidend angemessene körperliche Bewegung ist, schilderte der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie anhand mehrerer Studien. In einer Studie waren 539 Freizeitläufer und 423 Nichtläufer über 20 Jahre beobachtet worden. Das Ergebnis: Nichtläufer hatten ein doppelt so hohes Risiko, an Arthrose zu erkranken, wie die Läufer. „Laufen schmälert die Gefahr für Arthrose“, betonte der Mediziner nachdrücklich. Als Orientierung riet er dazu, zwei- bis dreimal wöchentlich 30 bis 40 Minuten zu laufen, gute Laufschuhe zu tragen und vorzugsweise auf weichem Boden (Wald) zu laufen. Wer laufe, sollte zudem möglichst ein normales Gewicht haben.
Wer es übertreibe, riskiere auch Knorpelschäden. So hätten Profi-Fußballer ein 3,5-faches Risiko, Gewichtheber ein 6,9-faches Risiko und Elite-Level-Marathonläufer ein 3,3-faches Risiko, an Arthrose zu erkranken. „Freizeitmarathonläufer erleiden, wenn sie gut vorbereitet sind, keinen Schaden.“ Man müsse es aber wirklich in Grenzen halten – „der Neandertaler lief 18 Kilometer am Tag, das ist bis heute die optimale Distanz“.
Wer an Arthrose erkrankt ist, sollte gelenkschonenden Sport (Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking) betreiben, weiches Schuhwerk wählen, Übergewicht reduzieren, mediterrane Kost bevorzugen. Klare Warnung vor einer Low-Carb-Diät, da sie die Gefahr für Gicht in den Knien erhöht. Bei X- oder O-Beinen sollte die Fehlstellung bestimmt und gegebenenfalls korrigiert werden, damit der Knorpel nicht einseitig gänzlich verschwindet. Konkrete Tipps und praktische Übungen gab es dann auf dem Markt der Gesundheit.