Was unterscheidet uns von einer Ohrenqualle? Das Gehirn, sagt der Neurologe. Das Herz, sagt der Kardiologe. „Doch es sind die Knochen. Sie sind der entscheidende Unterschied“, erläuterte Professor Michael Amling. „Sie erlauben uns Menschen, den Schritt aus dem Wasser an Land, den aufrechten Gang und den Blick über den Horizont!“ Und ihr Wirken, fügte Experte für Knochengesundheit und Direktor des Instituts für Osteologie und Biomechanik am UKE schmunzelnd hinzu, sei viel einfacher zu verstehen als das des HSV. Knochen hätten statt elf Spielern, diversen Trainern, einem Vorstand und vielen weiteren Akteuren nur drei Spieler, die sich zudem selbst organisieren.

Dieses sind die Osteoklasten, die den Knochen ständig abbauen, die Osteoblasten, die den Knochen aufbauen und Kalzium in ihn einlagern, und die Osteozyten, die den Knochen so vernetzen, dass der Stoffwechsel im Knochen funktioniert. „Letztere sind wirklich spektakulär – ausgebreitet ergeben sie eine Fläche von 7000 bis 8000 Quadratmetern“, betonte der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Knochenverlust könne man vorbeugen, indem man sich gesund ernähre, ausreichend bewege und „genug Vitamin-D zu sich nimmt. Dieses Vitamin ermöglicht dem Körper, aus der Nahrung Kalzium aufzunehmen. Doch in Hamburg bilden Sie unter normalen Lebensumständen und mit Sonnenschutzcreme ausgestattet nicht ausreichend von diesem für den Knochenstoffwechsel so wichtigen Vitamin“, unterstrich Professor Amling nachdrücklich. „85 % der Hamburgerinnen und Hamburger haben einen Vitamin D-Mangel.“ Allerdings müsse nicht jeder Mangel zu Problemen mit den Knochen führen und sinnvoll sei, vor jeder Einnahme zu analysieren, ob ein Mangel vorliegt! Die Krankenkassen bezahlen dieses Blutuntersuchung allerdings nicht.
Auch wer Magensäureblocker nimmt, sollte seine Knochengesundheit gut im Auge behalten. Denn diese Medikamente, die medizinisch sehr wirksam sind, greifen auch in den Knochenstoffwechsel ein und erhöhen das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, um das Sechsfache. Die Aufnahme von bestimmten Calciumsalzen senkt das Risiko.
Längst sei auch Osteoporose eine Krankheit, die Frauen und Männer betreffe. „Sie ist keine unabwendbare Alterserscheinung sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die wir sehr gut behandeln können – und der man auch vorbeugen kann.“
Dafür sei neben einer guten Ernährung entscheidend, sich viel zu bewegen! „Erst die Bewegung gibt dem Körper die Information, dass wir die Knochen brauchen und sie nicht abgebaut werden sollen!“
Doch was auch immer man tut: Unsere Knochen werden nicht alt. Alle sechs bis sieben Jahre ist das Skelett vollständig erneuert. „Unsere Knochen sind in unserem 100. Lebensjahr so jung wie wir in unserem 30.Lebensjahr“, sagte der Mediziner. „Es gibt nur eine Ausnahme: Unsere Gehörknöchelchen. Mit ihnen werden wir geboren und sie werden mit uns alt.“