Im Hörsaal war es so still, dass das leiseste Knistern von Papier zu hören war. Dabei hatte es den Besucherinnen und Besuchern der Gesundheitsakademie UKE nicht die Sprache oder gar den Atem verschlagen, vielmehr tasteten sie ihren Puls und zählten die Schläge, die ihr Herz binnen einer Minute tat. „Bei gesunden Menschen schlägt das Herz etwa 76 bis 84-mal in der Minute. Schön wäre es, wenn es um die 70 Schläge pro Minute bräuchte, um das Blut durch Ihren Körper zu befördern. Fühlen Sie mal, wie oft Ihr Herz schlägt“, hatte zuvor der Referent dieses Abends, Professor Stefan Blankenberg angeregt. Die Ergebnisse des Tests fragte der Ärztliche Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums nicht ab. Doch er ermutigte die, die eine höhere Frequenz als wünschenswert gemessen hatten: „Wenn Sie dreimal wöchentlich für etwa 30 Minuten mit Nordic Walking, Schwimmen oder Fahrradfahren Ausdauer trainieren, stärken Sie ihr Herz und die Pulsfrequenz wird in den kommenden drei bis sechs Monaten um acht bis zehn Schläge pro Minute sinken. Das ist gut für Ihren Herzmuskel!“ Etwa 100.000-mal an Tag schlägt unser Herz. Pausenlos befördert es Blut durch den Körper, der so mit Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen versorgt und von Kohlendioxid entlastet wird. Wer seinen 70. Geburtstag feiert, dessen Herz hat mehr als 2,4 Milliarden Mal geschlagen.

Doch der Motor des Lebens kann ins Stocken geraten – oder gar ausfallen. „Dabei kann man selber viel tun, damit das Herz in Schwung bleibt“, betonte Professor Stefan Blankenberg. Zwar könne man Alter, Geschlecht und auch die genetischen Voraussetzungen nicht beeinflussen, aber ausreichend Bewegung und mediterrane Ernährung, die anschließend auf dem „Markt der Gesundheit“ präsentiert wurde, haben einen enorm positiven Effekt auf das Herz. „Zusammengefasst: Wer nicht raucht, sein Gewicht, seinen Blutdruck und den Cholesterinwert im Normbereich hält, seinen Zuckerstoffwechsel regelmäßig kontrolliert, der senkt die Risikofaktoren für Herzerkrankungen. Man hat es eben auch selber in der Hand, wie stark das Herz ist. Mindestens die Hälfte aller Herzinfarkte könnten vermieden“, sagte der Kardiologe. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Höhe von Cholesterinwerten betonte er, dass der Grundsatz „weniger ist besser“ sich immer wieder bestätigt. Wie hoch der Wert des sogenannten „schlechten“ Cholesterins“, des LDL sein sollte, hängt auch davon ab, welches Gesundheitsrisiko grundsätzlich vorliegt. Ist das hoch, dann gilt es den Wert auch mit Medikamenten zu senken, um einer Herzerkrankung vorzubeugen.
So viel zur Vorbeugung – wann aber sollte man wegen seines Herzens zum Arzt? Es gibt Warnsignale, die unbedingt ernst genommen werden sollten, sagte Professor Blankenberg: „Wenn man schon bei leichten Anstrengungen – etwa beim Treppensteigen – Luftnot bekommt, wenn man eine Brustenge verspürt, wenn das Herz rast oder unrhythmisch schlägt, wenn einem scheinbar grundlos schwindelig wird oder es im Brustbereich schmerz, sollte man sich sein Herz rasch vom Hausarzt medizinisch untersuchen lassen“, betonte der Kardiologe. Eine ausführliche Anamnese, das EKG, die Blutdruckwerte und die Blutwerte liefern bereits viele Informationen über die Gesundheit des Herzens. Wenn dann Auffälligkeiten entdeckt werden, kann die Herzgesundheit mit Ultraschall und desweiteren mit MRT oder einer Langzeit-EKG und -blutdruckkontrolle geprüft werden. „Man muss nicht sofort eine Herzkatheter-Untersuchung vornehmen.“
112 –hingegen muss immer sofort gewählt werden, wenn plötzlich Schmerzen im Brustbereich auftreten, die in die Arm, in den Schulterbereich, in den Rücken, in den Kiefer oder in den Oberbauchbereich ausstrahlen! Auch ein massives Engegefühl oder ein brennendes Gefühl in der Brust und – vor allem bei Frauen – Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Schmerzen im Oberbauch können auf einen akuten Herzinfarkt hinweisen. „Nehmen Sie diese Beschwerden bitte ernst. Wählen Sie den Notruf lieber einmal zu viel als zu wenig! Es geschieht leider immer noch, dass insbesondere Schmerzen im Oberbauch als Magenschmerzen eingeschätzt werden“, betonte der Mediziner und fügte hinzu. „Wird ein Herzinfarkt innerhalb von 60 Minuten nach seinem Eintritt professionell behandelt, dann haben Sie anschließend eine ganz normale Lebenserwartung.“
Eines wurde in den Gesprächen auf dem Markt der Gesundheit an diesem Abend auch deutlich: Die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt kennt viele Möglichkeiten, die Kombination der unterschiedlichen Therapieoptionen ist stark von der Situation jede Patientin und jedes Patienten abhängig. Insgesamt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch die häufigste Todesursache in Deutschland – zugleich können allein mehr als die Hälfte aller Herzinfarkte durch ein aktives Leben und gesunde Ernährung vermieden werden. „Es lohnt sich, sich um sein Herz zu kümmern!“
Aktuelles aus der öffentlichen Berichterstattung:
Hamburger Abendblatt:
VIDEO: UKE-Experte gibt Tipps für ein gesundes Herz
https://www.abendblatt.de/hamburg/article227620623/UKE-Gesundheitsakademie-Was-man-ueber-das-Herz-wissen-muss.html