„Diabetes ist eine Erkrankung, die immer noch unterschätzt wird, weil ein zu hoher Blutzuckerwert nicht schmerzt und die Folgen sich erst langsam bemerkbar machen“, sagte Professor Burkard Göke. Der Ärztliche Direktor des UKE warb gemeinsam mit Professor Rinninger und Frau Dr. de Heer dafür, diese Krankheit, die dramatische Folgen haben kann, ernster zu nehmen und ihr bewusst vorzubeugen. Denn das ist gar nicht so schwer.
„Wir sitzen zu viel und bewegen uns zu wenig“, sagte Oberarzt Rinninger. Wenn dann noch vor allem fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel verzehrt würden, kletterten die Werte auf der Waage schnell an. Und damit steigt das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken. „Was früher nur eine Alterserkrankung war, tritt heute immer früher auf. Zunehmend wird ein zu hoher Blutzuckerwert schon bei Kindern diagnostiziert, vor allem wenn sie übergewichtig sind.
Allein in Deutschland waren im vergangenen Jahre waren rund 6,7 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, so das Robert-Koch-Institut. Jeden Tag erhalten, statistisch betrachtet, 1000 Menschen die Diagnose Diabetes. Diabetes beschreibt mehrere Störungen des Stoffwechsels. Allein gemeinsam ist ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel. Nur in seltenen Fällen beruht die Störung darauf, dass die Bauchspeicheldrüse kein oder zu wenig Insulin produziert. Der Typ-1-Diabetes wird in etwa zehn Prozent diagnostiziert. Diese Menschen, die meist schlank sind, brauchen immer Insulin, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten.
Doch der mit 90 Prozent weit überwiegende Teil erkrankt am Typ-2-Diabetes. Zwar wird Insulin produziert, aber auf Dauer senken Übergewicht und Fettleibigkeit die Wirkung dieses Hormons und der Blutzuckerspiegel steigt.
Zwar spielen auch Gene und Familiengeschichten eine Rolle, aber viel wesentlicher sei unser Verhalten, unterstrich Frau Dr. de Heer. Wer sein Gewicht in Grenzen hält, sich (sportlich) bewegt und gesund ernährt, kann der Erkrankung effektiv vorbeugen. „Das gilt sogar dann, wenn bereits erste Anzeichen für einen Diabetes auftreten“, unterstrich Professor Rinninger und verwies auf eine finnische Studie, an der 522 Menschen teilnahmen, bei denen ein sogenannter Prädiabetes diagnostiziert worden war. Die Gruppe wurde in zwei Untergruppen aufgeteilt, eine Gruppe erhielt eine Diät und ein Bewegungsprogramm. In dieser Gruppe entwickelten die Teilnehmenden binnen drei Jahren deutlich seltener Diabetes.
Praktisch bedeute das, so Oberärztin de Heer: „Sie müssen keinen Marathon laufen. Es bringt schon einiges, möglichst viel Aktivität in den Alltag zu integrieren.“ Und auf dem Speiseplan sollte viel Gemüse, Fisch anstelle von rotem Fleisch und Wurstwaren, Früchte als Dessert, Olivenöl und Getreide stehen. Also die mediterrane Küche, die auch zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall empfohlen wird. „Sie kann bei einigen Patienten mit Typ-2-Diabetes sogar den Verlauf so beeinflussen, dass dann weniger Medikamente nötig sind“, so die Oberärztin. Auch wenn der Diabetes bereits seit einigen Jahren besteht, könnte der Dreiklang Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion helfen, den Blutzuckerspiegel wieder zu normalisieren.
Medikament und auch intelligente Assistenzen, wie automatische Insulin-Pumpen, helfen den Erkrankten, den Alltag gut zu bewältigen. Wichtig sei, dass betonten die Mediziner ausdrücklich, frühe Diagnose und konsequente Behandlung. „So können schwere Schäden an den Nieren, Augen, dem Herzen oder der Haut vermieden werden, die sonst als Folge auftreten können.“ Noch besser, auch das zeigte sich auf dem „Markt der Gesundheit“ ist Vorbeugen – tut gar nicht weh. (ang)