Was tun, damit Karius und Baktus keine Chance haben? Wie bleiben Zähne gesund? Was hilft, wenn sie doch erkranken? Diese Fragen beantwortete Professor Thomas Beikler, Direktor der Klinik und Poliklinik für Parodontologie, Präventive Zahnmedizin und Zahnerhaltung auf der nunmehr letzten Veranstaltung der 2. Staffel der Gesundheitsakademie UKE.
Vorsorge ist dabei besser als Bohren. Und die beginnt mit der täglichen Zahnpflege. Etwa 800 unterschiedliche Bakterienarten leben im Mundraum – die meisten Mitbewohner erleichtern uns das Leben. Doch die wenigen, die krank machen, müssen konsequent entfernt werden – von den Zahnflächen, aus den Zahnzwischenräumen und auch von der Zunge. „Die Zähne sollten täglich zweimal drei Minuten gebürstet werden und einmal täglich sollten dabei auch die Zahnzwischenräume mit Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseide gereinigt werden“, so der promovierte Zahnarzt, der zugleich auch promovierter Humanmediziner ist. Dabei gibt es unterschiedliche Zahnputz-Techniken. Diese konnten sich die Besucherinnen und Besucher auf dem Markt der Gesundheit ansehen. Welche Zahnbürste zum Einsatz kommt, ob Handbürste oder elektrische Zahnbürste, ist nicht so wichtig. „Wichtig ist, dass der Bürstenkopf alle zwei bis drei Monate ausgetauscht wird.“
Wer dann auch noch mit der Nahrung ausreichen Kalzium, Phosphat und Vitamin D zu sich nimmt, Zucker meidet und säurehaltige Lebensmittel am besten nur in Verbindung mit einer Mahlzeit zu sich nimmt, der hilft seinen Zähnen, gesund zu bleiben.
Allerdings erspart einem das nicht den Gang zum Zahnarzt. Denn während sich Karies meist durch diese Vorsorge verhindern lässt, kann die Parodontitis trotzdem auftreten. Mindestens 50 Prozent der Erwachsenen leiden an dieser meist schmerzlosen und daher oft unbemerkt verlaufenden Entzündung des Zahnhalteapparats. Dieser sperrige Begriff bezeichnet das Zahnfleisch, das Bindegewebe und Teile des Kieferknochens. Typische Anzeichen dieser schleichend verlaufenden Krankheit sind Zahnfleischbluten beim Zähneputzen und die Rückbildung des Zahnfleisches, so dass die Zahnhälse sichtbar werden. Schließlich lockern sich die (gesunden!) Zähne und fallen aus. „Zudem kann sich diese Erkrankung auf den gesamten Körper auswirken. Nachgewiesen ist, dass eine Parodontitis bei Diabetikern das Einstellen des Blutzuckers erschwert.“ Es besteht zudem der Verdacht, dass sie das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall erhöht. Die lange vertretende These, dass sie das Risiko für Frühgeburten erhöht, habe sich aber nicht bestätigt.
Vorsorglich sollte regelmäßig, mindestens alle zwei Jahre eine systematische Untersuchung (Parodontaler Screening Index, PSI) vom Zahnarzt durchgeführt werden. Dabei prüft er mit einer Sonde, ob es Zahntaschen gibt und wie tief diese sind. Sollte diese Untersuchung Hinweise auf eine Parondontose liefern, wird geröntgt, um zu sehen, wie es um den Knochen bestellt ist.
Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Generell erfolgt eine Grundbehandlung, bei der möglichst alle bakteriellen Beläge und mineralischen Auflagerungen innerhalb und oberhalb der Zahntaschen professionell entfernt werden. In schweren Fällen kann diese nicht-chirurgische Therapie durch ein vergleichsweise wenig invasives operatives Verfahren ergänzt werden. In jedem Fall muss ein individuelles Zahnpflegekonzept erarbeitet (und umgesetzt!) werden. Eine regelmäßige parodontale Nachsorge ist unerlässlich, um die Entzündung im Griff zu behalten und möglichst zum Abklingen zu bringen.
Generell gilt: Mindestens einmal im Jahr sollte zum Zahnarzt, der das Gebiss umfassend begutachtet. Viele Krankenkassen zahlen zudem auch das jährliche Entfernen von Zahnstein, so dass die Bakterien weniger Angriffsflächen haben und Entzündungen vermieden werden. (ang)