„Ballen Sie Ihre rechte Hand zur Faust und legen Sie diese mittig auf Ihren Brustkorb“, bat Professor Stefan Blankenberg zum Auftakt seines Vortrages die rund 320 Besucherinnen und Besucher der Gesundheitsakademie UKE, die sofort mitmachten. „Nun drehen Sie die Faust so, dass der kleine Finger in Richtung Ihres Zehs des linken Fußes zeigt und schieben die Faust zwei bis drei Zentimeter nach links. So liegt Ihr Herz im Brustkorb.“

Diese praktische Erfahrung blieb nicht die Einzige an diesem Abend. Schon im Foyer des Campus Lehre lud ein begehbares Herz zum Erkunden ein. Und es gab viele Gespräche und Mitmachmöglichkeiten auf dem „Markt der Gesundheit“ im Anschluss an den spannenden Vortrag „Was das Herz begehrt“ des Ärztlichen Leiters des Universitären Herzzentrums (UHZ).
In diesem schilderte er, was alle tun können, um die Leistung ihres Herzens möglichst lange zu erhalten. Zwar lassen sich Alter, Geschlecht und genetische Faktoren nicht verändern, aber 70 Prozent aller Herzinfarkte lassen sich durch ein bewegteres, stressfreieres Leben und eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung verhindern. Bewegung ist geradezu ein Jungbrunnen für das Herz-Kreislauf-System. Wer mindestens dreimal pro Woche eine halbe Stunde lang ein Sportprogramm absolviert, so Professor Blankenberg, tut schon viel für sein Herz. Ausdauersportarten wie Schwimmen, Fahrradfahren, Laufen oder Nordic Walking sind ideal – aber auch Kraftübungen dürfen dabei sein, wie im „Handout“ zur Veranstaltung betont wird. Auf dem „Markt der Gesundheit“ boten anschließend Studierende, die sich mit Hilfe ihrer Dozenten vorbereitet hatten, ganz praktische Übungen wie Stuhl-Yoga an.

Bei der Ernährung riet der Kardiologe zur mediterranen Variante – also viel Gemüse, Obst, Olivenöl, Hülsenfrüchte, Fisch und Nüsse. Mit einem Mythos räumte er zugleich auf: Rotwein wirkt nicht vorbeugend gegen Herzinfarkt. Die gute Nachricht sei aber: Ein Glas Wein oder ein Glas Bier am Abend schade dem Herzen auch nicht. Das Wort ‚oder’ ist dabei wichtig! Medizinstudierende, unterstützt von ihren Dozenten, stellten die mediterrane Ernährung anschließend auf dem „Markt der Gesundheit“ ausführlich vor. Hier konnte auch jede und jeder testen, wie es um die eigene Ernährung bestellt ist.
Zum Verzicht ermutigte Professor Blankenberg die Raucher. „Das lohnt sich immer! Denn wer heute mit dem Rauchen aufhört, hat fünf bis zehn Jahre später fast das Risiko eines Nichtrauchers in seinem Alter erreicht.“
Keinen Zweifel ließ der Kardiologe daran, dass sofort der Notruf 112 angerufen werden muss, „wenn man plötzlich schon bei leichten Anstrengungen starke Luftnot verspürt, Brustschmerzen, die auch in die Arme ausstrahlen können, oder ein Engegefühl im Brustbereich hat. Dann liegt der Verdacht nahe, dass Sie ein Herzinfarkt haben. Das ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und Sie müssen sofort behandelt werden, damit dauerhaft keine Schäden am Herzmuskel zurückbleiben!“, unterstrich Professor Blankenberg sehr energisch. EKG und Bluttest geben schnell Aufschluss darüber, ob eines oder mehrere der Herzkranzgefäße verengt oder gar verschlossen sind. Um die Durchblutung wieder herzustellen, wird ein Stent implantiert. Anschaulich schilderte der Kardiologe auch, wie bei Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Herzklappenfehlern diagnostiziert und behandelt wird. Bereits das Abhören des Herzens könne erste Hinweise geben, dass die Klappen nicht richtig schließen und somit das Herz dauerhaft mehr leisten muss. Das kann schließlich zu einer Herzschwäche führen. „Dann muss die betroffene Klappe ersetzt werden“, so Professor Blankenberg. Das Standardverfahren ist eine Operation. Vor allem bei älteren Menschen, die einen Eingriff nicht mehr so gut vertragen, kann die Herzklappe durch einen Katheter eingesetzt werden. „Wir haben gerade eine große Studie laufen, um die Vor- und Nachteile der Methoden zu erforschen, um Erkrankte noch besser zu versorgen.“
Forschung liegt dem Kardiologen am Herzen, auch das erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesundheitsakademie UKE. Man kann auch sagen „zwei Herzen wohnen ach! in seiner Brust“ – eines schlägt für die Klinik, das andere für Populationsforschung. Eines seiner vielen wissenschaftlichen Vorzeigeprojekte ist die „Hamburg City Health Study (HCHS)“. Sie ist die weltweit größte Studie, um die Früherkennung von Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Herzschwäche und Vorhofflimmern zu verbessern.
Die Chance, diesen Experten auf dem „Markt der Gesundheit“ direkt zu befragen, ergriffen im Anschluss an den Vortrag viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im. Auch seine Kolleginnen und Kollegen waren gefragt. Zudem ging es, wie gesagt, um Ernährung, Bewegung und Stressmanagement, um Hilfe zur Selbsthilfe, um Rehabilitation oder Vorsorge.
„Wir sind mit dieser Premiere sehr zu frieden“, kommentierte Professor Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät am UKE und Programmverantwortlicher, als um 21.00 Uhr die Gesundheitsakademie für dieses Mal ihre Türen schloss und der Abbau begann.
Am 29. Oktober öffnet die Gesundheitsakademie UKE um 18.30 Uhr im Campus Lehre (N 55, UKE-Gelände) wieder ihre Türen. „Gib dem Krebs keine Chance“, lautet dann das Thema. Über die enormen Fortschritte auf dem Gebiet wird Professor Carsten Bokemeyer, Direktor des Hubertus Wald Tumorzentrums – Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH) berichten. Die Stationen auf dem „Markt der Gesundheit“ laden dazu ein, die neuen Trends bei Diagnostik und Therapie zu entdecken, (sinnvolle) Möglichkeiten der Vorsorge zu erfahren und Tipps zu bekommen und auch zu testen, was jede und jeder selber tun kann, um das Risiko zu senken.
Wir freuen uns auf Sie!
Öffentliche Berichterstattung:
Hamburger Abendblatt:
https://www.abendblatt.de/hamburg/article215584681/Was-Ihrem-Herz-guttut-Tipps-des-Kardiologen.html