Kranke Nieren schlagen auf alle Organe. Gesunde Nieren sind für uns überlebenswichtig. Unsere Nieren sind Multitalente und Leistungssportler. 500- bis 600-Mal am Tag reinigen sie unsere gesamte Blutmenge von fünf bis sechs Litern. Sie balancieren unseren Wasserhaushalt so aus, dass wir stets mit Flüssigkeit versorgt sind, ohne dass sich im Körper unerwünscht Wasser einlagert oder wir in Atemnot geraten. Sie halten Mineralstoffe wie Natrium und Kalium im Gleichgewicht und damit unseren Säure- und Basenhaushalt. Sie aktivieren das Vitamin D, das wiederum die Mineralien Kalzium und Phosphat reguliert, und sorgen so für starke Knochen. Und sie bilden Hormone wie Erythropoetin – bekannt aus dem Doping beispielsweise von Radfahrern – und steuern so die Produktion von roten Blutkörperchen. Das garantiert, dass wir ausreichend Sauerstoff aufnehmen und durch den Körper transportieren können. Und das alles leisten sie ganz im Stillen, ohne jedwedes Aufheben. „Die Nieren halten sich für das Gehirn des Körpers, denn sie tun das alles ganz von allein“, schmunzelte Professor Tobias B. Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik am UKE – seine Begeisterung für diese Multitalente wirkte ansteckend.

Klinikdirektor III. Medizinische Klinik und Poliklinik (Nephrologie, Rheumatologie, Endokrinologie)
Die zentrale Kläranlage des Körpers bilden die etwa zwei Millionen filigrane Röhrchen in den Nieren, die Nephrone. Fein säuberlich trennen sie aus dem Blutstrom die Stoffe, die wieder verwertet werden können, von denen, die unbedingt mit dem Harn aus dem Körper ausgeschieden werden müssen. Täglich strömen 3000 bis 4000 Liter Blut durch die Nieren hindurch, das sie entgiften. Dabei entstehen etwa ein bis zwei Liter Harn, der in der Blase landet. „An die hochpräzise Filterleistung der Nieren kommt bislang kein künstlicher Filter und keine anderer Technik heran“, betonte der Nierenexperte, der gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen die Filter intensiv erforscht. „Wenn wir diese besser verstehen, könnten wir sie vielleicht auch gut nachbauen und vielen Menschen eine Dialyse ersparen“, hofft der Mediziner.
Die beiden Nieren, deren Form an zwei dicke, rotbraune Bohnen erinnert, sind zusammen nur etwa 300 Gramm schwer und jeweils etwa neun bis zwölf Zentimeter lang, vier bis sechs Zentimeter breit und drei bis fünf Zentimeter dick. „Erst wenn die Nieren ihren Dienst versagen, merken die Menschen, dass etwas nicht stimmt“, so der Mediziner. Etwa zehn Prozent der Menschen haben eine eingeschränkte Nierenfunktion, die meisten stört das weiter nicht. Denn wir haben nicht nur zwei Nieren, „wir haben auch die 4-fache Menge an Gewebe, das wir zum Überleben brauchen. Deshalb können wir auch eine Niere spenden“, sagte Prof. Huber.
Die Natur habe also ziemlich viel investiert, damit wir gesund leben können. Der Grund ist, dass die Nieren kein so gutes Reparatursystem besitzen. Man muss sie also pfleglich behandeln. Nicht rauchen, normales Gewicht, Alkohol nur in Maßen, Vorsicht bei Medikamenten, eine mediterrane Ernährungsweise, Bewegung, wenig Salz, wenig Zucker und „achten sie auf Ihren Blutdruck“ lauteten die Empfehlungen.
Bluthochdruck ist der Risikofaktor Nummer eins für Nierenerkrankungen. Was auch nicht verwundert, sind die Nieren doch reich an Blutgefäßen. Würde man die Gefäße einer Niere aneinander legen, so kämen 5000 Kilometer dabei heraus. Sie alle können durch Bluthochdruck geschädigt oder sogar zerstört werden. Auch Diabetes schadet den Nieren. „Lassen Sie regelmäßig kontrollieren, ob ihr Stoffwechsel reibungslos arbeitet“, so der Rat. „Sticks zum Testen des Urins helfen immer schnell weiter und geben wichtige Hinweise. Denn der Urin ist der Spiegel in die Niere.“
Da sich die Nieren meist nicht sofort melden, wenn sie erkranken gilt es Warnzeichen ernst zu nehmen. Müdigkeit, unspezifischer Juckreiz, Appetitlosigkeit, Schwäche, Ödeme und vor allem Blutdruckerhöhung können Hinweise darauf sein, dass die Nieren nicht normal funktionieren. Dann spätestens ist das Gespräch mit einem Experten nötig, um die Arbeit der Nieren so lange wie möglich zu erhalten, bevor Dialyse oder auch Transplantation nötig werden. Auch in Ermangelung von Spenderorganen werden Lebendspenden immer häufiger. „Dieses können wir inzwischen auch gut über Blutgruppenunterschiede hinweg ausführen“, betonte Professor Huber, der Pionier auf diesem Gebiet.
Woran Nierenerkrankungen zu erkennen sind, das erfuhren die Besucherinnen und Besucher nicht nur im Vortrag. Auf dem anschließenden „Markt der Gesundheit“ konnten sie die Untersuchungstechniken selbst erkunden. „Was tut ein Nephrologe?“ lautete die Station, wo jede und jeder Untersuchungstechniken wie Urinsticks aber auch Biopsie erproben und die Ergebnisse auf einem Untersuchungsprotokoll notieren konnte. „Ich habe heute ganz viel verstanden“, lautete ein häufig geäußerter Kommentar. (ang)